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Christian Piffrader

365 (+1)

Eröffnung am 12.9.2014, 19 Uhr
13.9. - 11.10.2014


Die Welt in Miniatur ist, in wenigen Worten gefasst, das künstlerische Œeuvre von Christian Piffrader.
Der aus Bruneck stammende Bildhauer experimentiert mit Miniaturdarstellungen, die einen umfassenden Blick auf ein allzu oft eingegrenztes Sehen aufbrechen. Mit detailreichen aus Holz geschnitzten kleinstteiligen dreidimensionalen Ansichten, erlaubt er es dem Betrachtenden aus der Vogelperspektive als Gulliver über die Welt zu blicken.
Mit architektonischen Elementen, wie Häuserzeilen, voll besetzte Fußballtribünen, Interieur-Einblicken oder witzigen Anspielungen auf die heimische Kultur und Tradition in skulpturaler Ausführung, wie etwa die „Kartoffelfresser“ oder “Seilschaft“ vermag er es das nahe Umfeld vom Kleinen ausgehend in allen Einzelheiten als Ganzes zu begreifen und Weitblick zu fossieren.
Die besondere Fähigkeit ganzheitlichen Sehens und Begreifens setzt der Künstler auch ein, um sein bis dato aufwendigstes künstlerisches Projekt zu realisieren, welches er erstmalig in der Galerie Prisma zeigt. Hierfür ist Piffrader bemüht eine Art Jahresbuch zu erstellen, indem er für jeden Tag eines Jahres ein Objekt schnitzt, das persönliche, politische, kulturelle oder gesellschaftliche Szenarien auf einer Fläche von maximal 2-3 Quadratzentimeter wiedergibt. Christian Piffrader hat es sich demzufolge im Jahr 2013 zur Aufgabe gemacht, an jedem einzelnen Tag ein Ereignis, das ihn berührt, anhand von Handskizzen aus Wort und Bild zu Papier zu bringen und schließlich aus Lindenholz herauszuarbeiten und teilweise mit Aquarellfarbe zu bemalen. Damit ist es ihm gelungen fesselnde, bewegende, witzige oder kritische Momentaufnahmen aus winzigen Details zu schnitzen, die im Ganzen einen Jahreszyklus aus 365 (+1) Teilen darstellen. Mit Konsequenz und kalkulierter Spontaneität schafft er es ein in sich schlüssiges dreidimensionales Tagebuch – das den trivialen Strandurlaub über die Papstwahl bis hin zu Naturkatastrophen und provinzbehafteten Froschgeschichten umfasst - zu schreiben.
Auch in diesem Werk macht es Piffrader – auf seine für ihn charakteristische spitzfindige Art – den Betrachtenden nicht ganz leicht, die Details genau in Augenschein zu nehmen: Die winzigen Plattformen befinden sich am oberen Ende von 180 – 190 cm hohen schmalen Holzstäben, aus deren Enden die Darstellungen gearbeitet werden. Der Bildhauer bedient sich hier einer tradierten Methode der Bildhauerei, welche in der Miniaturschnitzerei von figurativen Formen, wie etwa für handgeschnitzte Krippenfiguren, häufig angewendet wird. Der lange Stab fungiert als Halterung, um im Abschluss die Figur aus dem Holz herauszuschälen. Üblicherweise wird die Verlängerung nach Fertigstellung der Form abgetrennt. Bei Christian Piffrader avanciert die Schnitzhilfe zum überproportional hohen Sockel und evoziert somit eine perspektivische Verschiebung, eine neue Objektivität, die den Betrachtenden zwingt, den Kopf nach oben zu richten. Genauso wie in diesem Werkzyklus das Recken und Strecken des Kopfes gefordert ist, verlangen die früheren Arbeiten ein sich Beugen und Bücken auf den Knien, um beispielsweise das geheimnisvolle Innenleben der Häuserzeile zu erspähen.

Anlässlich der Ausstellung wird Piffraders erste Kunstpublikation vorgestellt.

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