Höhenluft
02.04. – 24.04.2010
Stadtgalerie Brixen
Leonhard Angerer, Paul Feichter, Erika Inger, Martin Kargruber, Hubert Kostner, Hannes Lang, Franz Messner, Gabriela Oberkofler, Gianluca Pagliara, Roland Senoner, Thomas Sterna, Felix Tschurtschenthaler, Willy Verginer, Elisabeth Weiss und Wolfgang Wohlfahrt
In der Malerei gilt der Alpenraum nach wie vor als unerschöpfliches Motiv, das KünstlerInnen seit je her fasziniert und nach wie vor als Vorlage unzähliger Darstellungsmodi des hochalpinen Geländes dient: Idealisierte Landschaftsbilder von verschneiten Gipfeln, satten Wiesen und rauschenden Wassern über praktiziertem Alpinismus und Tourismus bis hin zu Darstellungen von tragischen Katastrophen bilden die Grundlage für zweidimensionales Schaffen auf Leinwand und Papier. In der Ausstellung Höhenluft wird das Augenmerk jedoch nicht auf die Malerei und Zeichnung, sondern auf dreidimensionale Arbeiten, wie Skulpturen und Objekte, die sich mit der Thematik Lebensraum Alpen beschäftigen, gelegt.
Die Schau zeigt einen skulpturalen Panoramablick der Bergwelt und seiner BewohnerInnen. Besonderes Gewicht wird darauf gelegt, dass der Rundumblick ein vielfältiger ist: Die unterschiedlichen Positionen geben jeweils eine autonome Sicht von Innen nach Außen und umgekehrt auf den Alpenraum frei. Der persönliche Bezug der KünstlerInnen zur Landschaft spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Die Ausstellung bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Idylle und Kitsch, Erinnerung und Fortschritt, Natürlichem und Künstlichem, Vertrautem und Fremdem und zwischen Schreck und Schönheit, um die konstruierte Wirklichkeit in der natürlichen Kulisse Alpen hervorzuheben. Es ist eine Sichtbarmachung, Verknüpfung und Transformation von Kultur und Landschaft.
Begleitend zur Ausstellung konzipieren Hubert Kostner und Felix Tschurtschenthaler die Aktion Turbo Lenz, ein Projekt auf der Plose in 2.500 Metern Meereshöhe.
Ein Helikopter fliegt an der Bergstation hinweg und wirft 1000 kg Saatgut ab. Die Aktion zum Wintersaisonsende reflektiert das künstliche Einwirken des Menschen in die Naturgesetze: Während spätestens Anfang Dezember die Skipisten – notfalls eben durch künstliche Beschneiung befahrbar sein müssen – um eine effiziente Saison zu garantieren, beschleunigen die beiden Künstler den umgekehrten Weg, nämlich den Prozess der Begrünung. Grüne Wiesen verkörpern ein intaktes Landschaftsbild und locken in den Sommermonaten Einheimische und Touristen in die Berge. Die Aktion ist zudem eine Übersetzung von bekannten Werken aus der Kunstgeschichte, wie etwa Van Goghs oder Albin Egger Lienz „Sämann“ und transponiert diese in einen adaptierten gegenwärtigen Kontext: Nicht mehr der Bauer wirft in mühsamer Handarbeit das Saatgut über die Felder aus, sondern ein Helikopter – Synonym für Hightech und Fortschritt - übernimmt diese traditionsbehaftete Arbeit.