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Werner Gasser

nobody

29.10. - 20.11.2010

Für die Ausstellung „nobody“ in der Galerie Prisma in Bozen hat sich Werner Gasser für zwei Serien entschieden die in Berlin entstanden sind und bislang noch nicht in Südtirol gezeigt wurden. Die 30-teilige Porträtserie „nobody“ und die Serie „über den ort ihrer haft“, die im Ex-Stasi Gefängnis in Berlin Hohenschönhausen entstanden ist.
Werner Gasser begann die Arbeit an seiner fotografischen Serie nobody am Christopher Street Day 2004 in Berlin. Der Vielzahl anthropologischer Blicke von außen setzt er mit nobody die Selbstsicht der Porträtierten entgegen. Er bittet zumeist unbekannte Menschen, sich mit seiner Kamera selbst zu fotografieren: mit ausgestreckten Armen das Objektiv auf sich zu richten und dann ein Bild von sich selbst zu machen. Sie selbst haben die vollkommene Kontrolle über ihre Gestik zum Zeitpunkt der Aufnahme, sie selbst bestimmen den Augenblick.
Anschließend hat Werner Gasser die Serie über ein Jahr an anderen Orten Berlins fortgesetzt. In der Stadt und in den Parks sucht er nach Menschen, die für ihn ein Bild von sich selbst machen. Obwohl jedes davon für sich ein eigenständiges Selbstporträt ist, das einen ganz privaten Blick auf einen Menschen freigibt, wird die ganze Serie mehr und mehr zu einem Porträt Berlins, einem Porträt der Stadt durch die Fotografien ihrer Bewohner – einem Porträt aus der Sicht von Werner Gasser.
Ganz anders geht Gasser mit dem Begriff „nobody“ in seiner Arbeit „über den ort ihrer haft“ um. Die Aufnahmen dieser Serie zeigen den Ausblick aus den Gefängniszellen des Ex-Stasi Gefängnisses Berlin Hohenschönhausen. Ende der fünfziger Jahre mussten Häftlinge des Arbeiterlagers des Ministeriums für Staatssicherheit einen Bau mit über 200 Zellen und Vernehmerzimmern errichten. Der Gefängniskomplex war Teil eines weitläufigen, geheimen Sperrbezirks, der auf keiner Landkarte eingezeichnet war und den zu DDR-Zeiten kein normaler Bürger betreten durfte. Festgehalten wurden hier unschuldige Menschen, die versucht hatten zu fliehen, auszureisen oder die wegen ihrer politischen Meinung oder Homosexualität verfolgt wurden. Statt mit physischer Gewalt wurden die Häftlinge mit psychologischer Methoden zermürbt. Sie wurden auf offener Straße verhaftet und mit einem eigens "präparierten" Auto, dessen Fenster mit Milchglas versehen war, in das Untersuchungsgefängnis für Staatssicherheit, Berlin Hohenschönhausen gebracht um dort anschließend verhört zu werden. Nach diesem Verhör wurden sie im selben Auto mit verbundenen Augen stundenlang durch Berlin gefahren, um letztendlich wieder im Untersuchungsgefängnis der Stasi anzukommen.
Jede Zelle war hier mit Glasfenstern ausgestattet, die das äußere Umfeld nicht erkennen ließen. Über den Ort ihrer Haft ließ man die Inhaftierten bewusst im Unklaren. Systematisch bekamen sie das Gefühl vermittelt, einem allmächtigen Staat ausgeliefert zu sein. So von der Außenwelt hermetisch abgeschnitten und von den Mitgefangenen meist streng isoliert, wurden sie durch eigens ausgebildete Vernehmer monatelang verhört, um sie zu belastenden Aussagen zu bewegen. Erst die Friedliche Revolution, die im Herbst 1989 die SED-Diktatur stürzte, führte zur Auflösung des Staatssicherheitsdienstes und seiner Gefängnisse. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik wurde das Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen im Oktober 1990 geschlossen. Heute ist dieser Ort eine Gedenkstätte gegen staatliche Willkür.

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