Meraner Lyrikpreis 2016
Lyrik im Gespräch
5.5. – 7.5.2016
Meran, Pavillon des Fleurs /Kurhaus
www.lyrikpreis-meran.org
Der Südtiroler Künstlerbund/Literatur und der Verein der Bücherwürmer Lana schreiben zum 13. Mal den Lyrikpreis Meran aus.
Preisträger 2016
Meraner Lyrikpreis
Konstantin Ames
Zwischen Echternach, Stils Maria und Venedig, zwischen Wolf Biermann, Novalis und Rilke bewegen sich die Gedichte von Konstantin Ames. Nie aber werden sie heimisch in der Formensprache von Pathos und Betulichkeit. Was Konstantin Ames macht, ist ein poetischer Zugriff auf die Welt, der ihre sinnlichen Qualitäten nicht unterschlagen will, der das Unmittelbare der Rede laut werden lässt, der poltert und sanft sein kann, dort wo es wichtig ist. Es sind poetologische Gedichte und auch Gedichte über eine Heimat namens Deutschland. Konstantin Ames schreibt Elegien, die nicht elegisch sind, und die Triebkraft seiner Trauer ist der Witz.
1979 in Völklingen geboren. Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft, Philosophie und Komparatistik in Greifswald und Leipzig, abgeschlossen mit einer Magisterarbeit zur Kooperation von Becher-Literaturinstitut und Mitteldeutschem Verlag in der Sparte Lyrik; außerdem Absolvent des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. Zu den angenehmsten Studienfinanzierungsmaßnahmen gehörte die Tätigkeit im Wolfgang-Koeppen-Archiv in Greifswald.
Konstantin Ames lebt seit einigen Jahren als arbeitender Schriftsteller in Berlin-Kreuzberg, und er war Mitherausgeber der eZine Karawa (http://karawa.net). Für sein schriftstellerisches Schaffen erhielt er einige Förderungen, u.a. ein Stipendium der BKM fürs Deutsche Studienzentrum in Venedig, ein Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste, ein Literatur-Stipendium des Berliner Senats, den Förderpreis zum Mörikepreis der Stadt Fellbach, ein Stipendium im Künstlerhaus Edenkoben und den Lyrikpreis beim 17. Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin.
Die zum Wettbewerb um den Lyrikpreis Meran eingereichten Poesien sind Teil einer Trilogie, deren erster Teil 2012 als Roughbook erschien, deren zweiter Teil längst abgeschlossen ist und dessen dritter Teil sich derzeit parallel zu einem längeren Prosavorhaben aktuell in Arbeit befindet.
Bisherige Buchpublikationen: Alsohäute. Herausgegeben von Urs Engeler. (Leipzig und Holderbank SO: Roughbooks 2010). – sTiL.e(ins) Art und Weltwaisen. Herausgegeben von Urs Engeler und Christian Filips. (Berlin und Solothurn: Roughbooks 2012). – [UEBERKUERZEN]. Herausgegeben von Carl Walter Kottnik (Hamburg: artdoxa 2015).
Alfred Gruber Preis der Stiftung Südtiroler Sparkasse
Markus R. Weber
Ebenso subtil wie kenntnisreich geht Markus R. Webers Text „darwin, die beteiligten“ mit Charles Darwins Vita zugleich der Entwicklungsgeschichte der Arten nach. Ein dichtes Netz von Zitaten und eine souveräne Breite lyrischer Verfahren zeichnen ihn aus. Bei aller Luzidität behält er viele Momente der Rätselhaftigkeit. In seiner spannungsgeladenen Vieldeutigkeit beweist er die Wandlungskraft eines Gedichts: Aus dem Vorsprachlichen, aus dem Sprachfehler, aus dem Redeabbruch kreiert er Poesie.
Markus R. Weber, geb. 1963, Studium mit Hauptfach Germanistik, abgeschlossen mit einer Dissertation über Paul Kornfeld, einen Autor des Prager Kreises. Beiträge im Rundfunk, Aufsätze zur deutschen Gegenwartsliteratur, Beiträge im KLG. Thaddäus-Troll-Preis 1998. Mehrere Stipendien, zuletzt Künstlerhaus Edenkoben 2012, Künstlerhof Schreyahn 2015. Mehrere Einzelveröffentlichungen, u.a. „Musen der Platzangst. Roger Corman verfilmt Stifters 'Hochwald'" (Droschl, Graz, 2002), „Extremisten 2010“ (2010).
Medienpreis der Rai Südtirol
Mikael Vogel
Mit dem Medienpries der RAI Südtirol wird Mikael Vogel gewürdigt für seinen konzentrierten Gedichtzyklus über das Aussterben von Tierarten von Beutelwolf bis zum Bengalgeier.
Vogel operiert mit der Form von Lexikoneinträgen, die er zugleich anzitiert wie in beeindruckender Diskretion überstiegt; Eindringlichkeit entsteht so durch äußerste Sachlichkeit.
Ursachen und Bedingungen Aussterbens werden ohne moralisierende Verkleinerungen vorgetragen, und doch bzw. gerade dadurch markiert Mikael Vogel scharf und höchst differenziert die Verantwortlichkeit des Menschen. In seine Epitaphen sowie den eingesprengten Zeitkapseln verschränkt der Autor Natur- sowie Kulturgeschichte in ihrer wechselseitigen Bedingtheit.
Mikael Vogel, 1975 geboren, lebt seit 2003 in Berlin. Vier Gedichtbände sind bislang erschienen: Morphine (Verlagshaus Berlin, 2014), Massenhaft Tiere (Verlagshaus Berlin, 2011), O Wildnis Dunkelheit! – Nachtgedichte (Offizin S. Meran, 2009, bibliophiler Handdruck), Kassandra im Fenster(mit Friederike Mayröcker und Bettina Galvagni, Offizin S. Meran, 2008, bibliophiler Handdruck). 2002 hat er das Hermann-Lenz-Stipendium erhalten. 2015 ist er mit dem yakiuta-Stipendium nach Hokkaidō, Japan geschickt worden; im Rahmen des Stipendiums wird eine Gedichtsammlung Wasuremono mit Japangedichten erscheinen. 2012 hat Friederike Mayröcker zwei Gedichte von Mikael Vogel in die Liste ihrer 25 Lieblingsgedichte aufgenommen. Am Wettbewerb um den Lyrikpreis Meran nimmt Mikael Vogel mit Arbeiten aus seinem Gedichtband über ausgestorbene und vom Aussterben bedrohte Tierarten Dodosauf der Flucht teil, der im Frühling 2017 im Verlagshaus Berlin erscheinen wird.