Siggi Hofer
Vernissage 23.6.2023, 18.30 Uhr
Kuratiert von Gerd Bergmeister / Josef Rainer
Es sprechen:
Peter Brunner
Ferdinando Stablum
Monika Leitner
Alexander Zoeggeler
Öffnungszeiten
Di - Fr 16 - 19 Uhr
Sa 10- 13 Uhr
Foto: Michael Strasser
La brutta città
Es gibt den Augenblick, der Anlass gibt, noch einmal zurückzublicken, noch einmal das Gewesene zu überschauen. Es gab da so vieles, das der gewollten Harmonie hinderlich war. Aber es gibt Mittel und Wege, jegliche Disharmonien auszublenden. Sieht man in die Gesichter der Menschen, die jetzt in letzter Sekunde zu den Lieben geworden sind, fällt ein letztes Lächeln wahrlich nicht mehr schwer. Man wird sich später streiten, wen der letzte Blick traf und welche die letzten Worte und an wen sie gerichtet waren.
Nur ein Fehler hätte alles überschattet, aber diese Flut an Fehlern und diese Lawine an
Verbrechen und Ungerechtigkeiten sind Teil des Gemäuers geworden und als Patina unverzichtbar für diese Atmosphäre, die wir so sehr lieben. Das Getränk leuchtet in der Abendsonne, und das bisschen Alkohol wirkt Wunder, löst die Zunge und fördert das Glück zu Tage, das nur Stunden zuvor hoffnungslos verschüttet schien.
La brutta città, che è la mia
Mensch musste in den Zug steigen, um aus der Ferne die Unebenheiten, die das Leben schwer machten, nicht anstehen zu lassen, sondern ihnen tüchtig zu Leibe zu rücken. Alles ging leichter von der Hand, weil die Sicht jetzt klarer war. Es war einfacher sich selbst und die eigene Rolle zu begreifen und einzuordnen. Jede Handlung, jedes angefangene Stück, für das man ja verantwortlich war, vorwärts zu treiben, schien ohne Weiteres möglich. Unter diesen Vorraussetzungen ist wesentliche Veränderung ein logischer, nächster Schritt. Aus Argwohn wird Anteilnahme. Familie und jene, welche die Nachbarhäuser bewohnten, sah man nun in einem anderen Licht. Mensch weiß, dass Harmonie ein ständiges Überwinden widerwärtiger Kräfte bedeutet und der Platz, an dem er jetzt steht, wird ihm durch dieses Wissen lieber und eigener.
Siggi Hofer