Jörg Zemmler

Ich lade dich ein, zu dir oder zu mir. Oder wo anders, auf jeden Fall sind es nur: wir zwei. Ich lese dir den Lyrikband "Wir wussten nicht warum / Nur Zweifel gab es keine" vor. Vom ersten bis zum letzten Gedicht. Es sind, so sage ich gern, anarchistische Liebesgedichte. Sie handeln auch von der Freiheit, die sich zu nehmen ist, sonst ist mir ihr nichts. Für diese Lesung nehme ich mir die Freiheit, nackt zu sein. Du kannst dir natürlich auch Freiheit nehmen, jederzeit und zur Lesung auch. So etwas habe ich noch nicht gemacht. Ich nehme an, du auch nicht. Über Schatten springen versuchen, den Mut zum Neuen und zum Unbekannten. Das kalte Wasser. Neue Erfahrungen statt stetem Wiederholen. Kunst als Überlebensstrategie im Alltag.

Den Gedichten im Buch ist ein Zitat von Gertrude Stein vorangestellt: "Man muss wagen, glücklich zu sein." Das Gedicht von Seite 18 aus dem Band:

Reichte uns das Dasein
Waren wir zufrieden
Vergaßen wir uns
Im rastlosen Trieb
bis Es wieder still war
Und laut

So ging es hinauf und
Hinunter und hin und her
Vielleicht lenkten wir
Uns ab wer weiß wir
Stellten diese Frage
Nicht

Also dann bis dann. Ich freue mich schon vor.
Jörg Zemmler.